Durch das Outback von Adelaide bis Darwin

Als ich mich in Adelaide auf dem Weg machte, musste ich mich zuerst mal auf die kommende Reise vorbereiten. Ich ging zuerst in den Baumarkt um mir einen 10 Liter Benzinkanister zu kaufen. Das wurde mir von Einheimischen empfohlen, es gibt zwar auch im Outback ausreichend Tankstellen, aber man weiß ja nie. Und irgendwo im Nirgends ohne Benzin liegen zu bleiben ist eher weniger spannend. Dort sah ich auch einen kleinen Elektroheizer um € 10 den ich unbedingt mitnehmen musste, die Zeit der kalten Nächte sollte somit vorbei sein. 🙂
Zweite Station war der Supermarkt. Wasser, Essen und Bier wurden in ausreichenden Masse eingekauft um auf der sicheren Seite zu sein.
Das erste Teilstück führte mich dann über 310 Kilometer bis nach Port Augusta. Die Landschaft veränderte sich auf der Strecke bereits merklich, aus sattem Grün wurde eine Steppenlandschaft. Port Augusta ist die letzte Stadt vor dem Outback die noch am Meer liegt. Es gibt dort nichts wirklich sehenswertes, aber dafür einen sehr feinen Campingplatz!

Am nächsten Tag ging es richtig los. Ab nun ging es in das trockene Landesinnere des Kontinents. Die Strecke bis Coober Pedy über 540 Kilometer war bis jetzt auch eine meiner längsten Tages Etappen.
Nachdem ich das Ziel in meinem Navi eingegeben hatte, bekam ich einen ersten Vorgeschmack auf das kommende. „Folgen Sie dem Straßenverlauf für 540 km, dann haben Sie Ihr Ziel erreicht.“
Und sobald ich so ca. 20 km von Port Augusta entfernt war, war wirklich nichts mehr. Kein Empfang mehr am Handy, unendliche gerade Strecken, am Straßenrand immer wieder ein totes Känguru, eine tote Kuh, ein Auto Wrack……  Ganz wichtig ist dann gute Musik.
J Mit dieser spult man dann seine Kilometer herunter.

Coober Pedy gibt es eigentlich nur aus einem Grund. Im Jahr 1915 entdeckte man das es hier große Opal Vorkommen gibt. Und seitdem produziert der Ort den Großteil der Opale in Edelsteinqualität weltweit. Wegen der großen Hitze im Sommer leben die Menschen hier größtenteils in unterirdischen Behausungen, sogenannten ”Dugouts”. Diese gibt es in allen Ausführungen, von ganz einfach bis zur Luxus Höhle mit 3 Schlafzimmern. Das ganze Jahr hat es in diesen Behausungen angenehme 22 -24 Grad. Und es gibt nicht nur Wohnungen im Fels, sondern auch einige Kirchen, Museen, usw.…. 🙂

Coober Pedy:

Nach 2 Nächten ging es weiter über 450 Kilometer bis nach Erldunda. Erldunda ist nichts weiter als eine große Raststation mit Campingplatz. Es gibt hier nicht viel zu sehen, eine kleine Emmu Farm, ein paar Kängurus in einem Gehege…… Essen, Duschen, Schlafen und am nächsten Tag weiter die restlichen 246 Kilometer nach Yulura. Hier wollte ich nun 3 Nächte verbringen. Yulura ist der Ausgangspunkt für Uluru und Kata Tjuta.

Da ich bereits zu Mittag angekommen bin fuhr ich nach der Anmeldung am Campingplatz gleich weiter in den Nationalpark. Und dann stand ich vor dem Felsen dessen Bild wohl die meisten im Kopf haben, wenn sie an Australien denken. Es ist schon sehr beeindruckend. Ich persönlich finde Kata Tjuta und Kings Canyon gesamt schöner, aber das Besondere am Uluru ist das er sich ganz plötzlich und ohne Vorwarnung aus der Ebene erhebt. Ich startete als erstes mit der Umrundung, ein schöner 10,5 Kilometer langer Weg führt einmal um den Felsen herum. Dabei sieht man den Felsen in allen seinen Fassetten. Die ganzen kleinen und großen Höhlen, einmal im Schatten und einmal in der Sonne. Nach der Umrundung wollte ich mir noch den Sonnenuntergang am Uluru anschauen. Während des Sonnenuntergangs wechselt der Felsen immer wieder seine Farbe, von Orange bis dunkelrot und schlussendlich wenn die Sonne dann weg ist wird er grau. Ein besonderes Spektakel.

Uluru:

Der zweite Tag wurde Kata Tjuta gewidmet. Es gibt dort zwei Wanderwege die ich beide gehen wollte. Als erstes startete ich mit dem längeren, er war mit 3- 4 Stunden angegeben, ich bewältigte ihn gemütlich in 2 ½ Stunden.  Das Wandern ist hier wesentlich schöner, da man auf Wanderwegen unterwegs ist, und nicht wie beim Uluru auf Fußgänger Autobahnen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und wunderschön. Die Ausblicke in die Täler und auf die Felsformationen beeindruckend. Der zweite Weg führt in ein kleines Tal an dessen Ende sich ein Wasserloch befindet.
Nach den Wanderungen fuhr ich zum Parkplatz um auf den Sonnenuntergang mit dem Kata Tjuta im Hintergrund zu warten. Da ich noch etwas Zeit hatte kochte ich zuerst in meinem Wohnmobil ein Essen, danach spazierte ich mit Fotoapparat und einem Bier ausgerüstet zur Plattform um nochmal einen wunderschönen Sonnenuntergang zu erleben.

Kata Tjuta:


Am dritten Tag ging es nochmal zum Uluru. Ich nahm an einer gratis Führung von einem Ranger teil, der einige interessante Details zum Uluru zu erzählen wusste.

Ja, und dann hatte ich noch einen halben Tag Zeit, und ich beschloss das zu machen was ich eigentlich nicht machen wollte und vielleicht auch nicht machen sollte, die Besteigung des Uluru.
Die hier lebenden Aborigines, die Anangus, denen das Gebiet und der ganze Nationalpark gehört, wünschen es nicht, da der Berg für sie heilig ist.
Jetzt ist es mit dem Heilig aber so eine Sache. Der Uluru ist für alle die dort leben und arbeiten natürlich ein goldener Esel. Man hat eine 250 Kilometer lange, asphaltierte Straße zum Uluru gebaut, einen riesigen Parkplatz direkt beim Fels errichtet. Man hat ein eigenes Resort (von Luxus bis einfach) inklusive Flughafen gebaut. Man kann mit dem E-Bike oder mit dem Segway um den Felsen herumdüsen oder mit dem Hubschrauber oder in einem kleinen Flugzeug herumfliegen. Man kann also alles machen, nur nicht auf den Felsen raufklettern. Da stellt sich die Heiligkeit in Frage……..
Mit diesem Hintergrund und da das Besteigen ab Oktober 2019 endgültig verboten wird, machte ich mich also auf den Weg. Der Auf und Abstieg dauert circa 3 Stunden. Also für einen geübten Wanderer. Der Anstieg ist vor allem zu Beginn schon ziemlich steil, hier gibt es auch eine Kette wo man sich anhalten kann. Das ist aber bis auf 1 oder 2 Stellen nicht wirklich notwendig. Die Aussicht von oben ist ein Traum! 360 Grad rundum Sicht in alle Richtungen und soweit das Auge reicht.
Am Gipfel gibt es auch eine kleine Runde Tafel, die den Gipfel als solchen kennzeichnet.
Es sind bereits 35 Menschen beim Versuch den Uluru zu besteigen gestorben. Und wenn man sich die Leute anschaut die dort rauf wollen wundert man sich das es erst 35 sind. Mit völlig unzureichender Ausrüstung (vor allem die Schuhe), mangelnder Fitness und unglaublicher Selbstüberschätzung machen sich die Leute auf den Weg. So sieht man dann einige, vor allem Asiaten, die mit Schuhen ohne Profil, weißen Wollhandschuhen (warum auch immer), einer riesen Kamera, Mundschutz und Sonnenhut verzweifelt an der Kette hängen, während ich mit lockerem Schritt vorbeiging. Denen ist wirklich nicht zu helfen……….. Vielleicht ist es zumindest darum auch gut das die Besteigung verboten wird.

Nach 3 Nächten ging die Fahrt weiter über 304 Kilometer zum Kings Canyon, wie sich später herausstellen sollte ein ganz schöner Umweg. Doch es zahlt sich aus! Der Canyon ist wirklich beindruckend, und in einer mehrstündigen Wanderung zu erkunden.
In der Mitte des Canyons gibt es ein Wasserloch, mit wirklich dem meisten Wasser das ich seit langer Zeit gesehen hatte und viel Grün rundherum. Der Bezeichnende Name für das Wasserloch ist „ Garden of Eden“

Kings Canyon:


Eigentlich sollten es jetzt nur mehr 322 Kilometer bis Alice Springs sein, doch leider war es anders als gedacht. Die in meiner Beschreibung angegebene Straße ist nämlich nicht Asphaltiert. Außerdem führ die Strecke durch Aborigines Gebiet, dafür braucht man eine Genehmigung die man aber für $5 kaufen kann.  Auf Nachfrage sagten mir 2 Einheimische unabhängig voneinander das sie mit meinem Bus die Straße auf keinen Fall fahren würden. Man tröstete mich aber das ich zwar jetzt viel mehr Kilometer fahren musste, aber von der Zeit her nicht viel Unterschied war, da man auf der Schotterpiste nicht sehr schnell fahren kann. Also ging es zurück nach Erldunda und dann weiter bis Alice Springs, gesamt 475 Kilometer.

Alice Springs fand ich nicht besonders Sehenswert. Die kleine Stadt ist keine Schönheit und es ist auch nichts los. Ich ging ein bisschen Einkaufen und füllte meine Vorräte im Bus wieder auf. Auf Empfehlung von Martin stattete ich dem „ Kangaroo Dundee“ einen Besuch ab. Chris „ Brolga“ Barnes hat sein Leben der Hilfe von verwaisten Kängurus verschrieben. Es gibt einen eigenen Dokumentarfilm aus der Reihe „ BBC Natural World Special“ über ihn und seine Kängurus. Die Tour ist sehr beeindruckend und informativ.

Nähere Infos gibt es hier: https://kangaroosanctuary.com

Sein berühmtestes Känguru mit dem Namen Roger hat es zu Weltruhm gebracht. Es bekam die Goldmedaille vom Weltweiten Bodybilderverband verliehen und brachte seinen Beschützer 3-mal ins Krankenhaus.  Auf Youtube nach Kangaroo Roger suchen zahlt sich durchaus aus! 🙂

Heute ist Roger 12 Jahre alt und ein alter Herr. Er wurde als Alpha Känguru längst von einem seiner Söhne abgelöst und man kann ihn sogar Streicheln ohne geboxt zu werden.

Kangaroo Dundee:

Es war nach zwei Nächten wieder an der Zeit weiter zu fahren. Über 510 Kilometer ging es Richtung Norden bis Tennant Creek. Am Weg dorthin befand sich eine weitere Sehenswürdigkeit. Die riesigen Granitbrocken bekannt als Devils Marbles. Ein durchaus lohnender Stopp mit einer ca. 45-Minütigen Wanderung.

Devils Marbles:

Der Ort selbst hat nicht wirklich viel zu bieten, für genauere Erkundungen fehlte mir aber auch die Zeit, den am nächsten Tag machte ich mich auf zu einer doppelten Etappe über 675 Kilometer bis nach Katherine, das schon am Rande des Kakadus National Park liegt, der mein nächstes Ziel sein sollte. Bei meinen Recherchen und durch einen Tipp über Facebook beschloss ich dann aber vorher noch für einen Tag den Nitmiluk National Park zu besuchen der gleich bei der Ortschaft liegt.
Das Klima hat sich die letzten 1000 Kilometer übrigens komplett verändert. War es in Alice Springs noch wirklich frisch mit 20 Grad am Tag und nur 2 Grad in der Nacht, war jetzt das tropische Klima zurückgekehrt. Der Wind war nicht mehr kalt, sondern warm, am Tag über 30 Grad, in der Nacht so um die 17 Grad. Gefällt mir gleich viel besser!
J
Bei meiner mehrstündigen Wanderung durch den Nitmiluk National Park habe ich dann auch gleich die Sonne unterschätzt. Ein ordentlicher Sonnenbrand war die Folge. Aber der Stopp hat sich total ausgezahlt, der Park ist wunderschön. Eigentlich wollte ich im Fluss auch noch Kajak fahren, ist aber zurzeit nicht erlaubt wegen Salzwasser Krokodilen. Die findet man hier übrigens in fast jedem Gewässer. Baden usw. daher immer nur wenn ausdrücklich erlaubt.

Nitmiluk National Park:

Der Kakadu National Park war dann leider eine kleine Enttäuschung. Viele Sehenswürdigkeiten waren zurzeit nicht zugänglich, oder nur mit Allrad Fahrzeug zugänglich. Ich machte eine kleine Wanderung, schaute mit ein paar Billabong an und beschloss mich hier nicht viel länger aufzuhalten.
Natürlich machte ich vorher noch ausreichend Kakadu Fotos.
🙂

Kakadu National Park:


Nicht weit weg war nämlich noch der Litchfield National Park, und der klang laut meinen Recherchen durchaus vielversprechend. War er dann auch, zumindest meiner Ansicht nach und um diese Jahreszeit wesentlich besser als der Kakadu National Park.
Hier gab es jede Menge Wasserfälle und Tümpel, auch welche die Krokodil frei sind, also zum Baden geeignet waren. Auch einige kürzere Wanderungen konnte ich hier wieder machen, Natur pur plus Wasser, das gefällt mir.

Litchfield National Park:


Das nächste Ziel war dann Darwin. Das zurückgeben des Campers war problemlos, obwohl ich einen frischen und mächtigen Steinschlag auf der Windschutzscheibe hatte. Aber nachdem schon bei der Übernahme mehrere kleinere Steinschläge vorhanden waren sah man wohl darüber hinweg. Oder ich hatte Glück.
🙂  die neue Unterkunft, ein kleines Hotel im Zentrum war schnell gefunden. Das war dann zur Abwechslung doch mal wieder Luxus. Ein eigenes Bad, eine durchaus gemütliche Bar und ein Swimmingpool, das bei der Hitze durchaus angenehm war. Ich ließ es mir also gut gehen, das hatte ich mir nach 6500 Kilometer quer durch Australien auch verdient. Ein paar Fotos von Darwin habe ich eingefügt. Übermäßig viel gibt die Stadt nicht her, klein und beschaulich, aber durchaus nett.

Darwin:

Mein erster „Roadtrip“ war also beendet.

Ein kleiner Anhang noch, weil ich das überaus faszinierend fand und mir das nicht bewusst war.
Australien ist ja ein bisschen größer als Österreich.
🙂

Fläche:

Österreich: 83.879 km²

Australien: 7.692.000 km²

Wenn man aber so durch Australien fährt stellt man fest das man zumindest im Outback ziemlich wenige Menschen oder auch Autos anfindet und das die Städte bis auf Sydney, Melbourne, Brisbane und Perth auch relativ klein sind.
Und dann habe ich mal die Unterschiede recherchiert:

Einwohner:

Österreich: 8,747 Millionen

Australien: 24,13 Millionen

Also jetzt gar nicht so viel mehr……

Bevölkerungsdichte:

Österreich: 105 Einwohner pro km²

Australien: 3,1 Einwohner pro km²

Faszinierend! 🙂

So, und jetzt geht es weiter mit dem Flugzeug an die Ostküste nach Cairns und dann hinunter bis nach Sydney.
Aber das wird der nächste Bericht.

 

3 thoughts on “Durch das Outback von Adelaide bis Darwin

  1. Danke Harry für den interessanten Bericht. Ich sehe die Japaner in den Seilen hängen ?. Das Känguru steht dir gut. Ganz tolle Bilder von der wunderschönen Natur dort. Und über Fotos aus Darwin hab ich mich gefreut. Meine Cousine hat dort lange Jahre gewohnt, jetzt lebt sie in Perth. Freue mich auf den nächsten Bericht und schaue derweil auf YouTube Känguru Dundee. Ich sitze hier in der Sonne bei 25 Grad in Linz bei einem Eisbecher und amüsiere mich über die “Größenverhältnisse“. Herzliche Grüße – Karin?

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