Brasilien | Iguazu & Rio de Janeiro

Der Flug von Lima nach Iguazu sollte nur knapp drei Stunden dauern. In meinem Fall wurde das Ganze wieder ein wenig länger. Die Crew für meinen Flug war aus irgendeinem Grund nicht verfügbar, die Ersatz-Crew brauchte ein Weilchen, um bereit zu sein. Also kurz gesagt über drei Stunden Verspätung. Wir bekamen aber zumindest ein Mittagessen von der Airline.
Somit wurde es schon wieder ziemlich spät bis ich in „Foz de Iguazú„ ankam. Meine Gastgeberin aber hieß mich herzlichst willkommen und ich bezog meine Unterkunft.
Am nächsten Tag stand mal Erholung auf dem Programm. Ich machte nur einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Dabei entdeckte ich aber einen Markt, der ziemlich cool war. Vor allem die Capoeira Aufführung war beeindruckend! Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst beziehungsweise ein Kampftanz. Die Gegner berühren sich dabei nicht oder kaum und das Ganze findet im Rhythmus der Musik statt. Ansonsten schlenderte ich ein wenig durch die Stadt. Großartiges gab es aber hier nicht zu entdecken.

Am zweiten Tag ging es aber los zu den Wasserfällen: als erstes zur brasilianischen Seite. Mit dem öffentlichen Bus dauerte es circa eine Stunde bis man dort ankommt. Am Eingang wird das Ticket gekauft, dann geht’s mit dem Bus eine halbe Stunde weiter durch den Nationalpark bis zum Ziel. Beim Aussteigen aus dem Bus wurden zwei Damen, die Getränke in der Hand hielten, gleich von zwei Nasenbären attackiert. Geschickt kletterten sie an der einen Frau hoch, entrissen ihr das Getränk und waren auf und davon. Ziemlich lustig, zumindest für die Unbeteiligten. 🙂
Und dann hatte ich auch gleich den ersten Blick auf einen Teil der Wasserfälle. Es ist wirklich ein atemberaubendes Panorama was sich einem hier eröffnet. Man wandert dann einen netten Pfad entlang und kommt immer näher zu den wirklich großen Wasserfällen. Das Rauschen wird immer lauter und die Luftfeuchtigkeit höher. Bei einigen Wegen, die einem direkt vor die Wasserfälle führen, wird man dann durch die Gischt auch ein wenig nass. Aber das ist der Anblick auf jeden Fall wert!
Geärgert habe ich mich über die Einweg-Regenjacken, die an Touristen für wenig Geld verkauft werden. Am Parkeingang hängt ein Schild, dass Plastik aller Art vermieden werden soll – und trotzdem verkaufen sie diese idiotischen Regenjacken. Ich denke, jeder Tourist sollte doch damit rechnen, wenn er zu solch gewaltigen Wasserfällen geht, die Möglichkeit bestehen könnte, dass er auch ein wenig nass werden könnte. Und Hey, es ist nur Wasser! 🙂
In der Gischt der Wasserfälle sind übrigens auch jede Menge wunderschöner Regenbögen zu sehen: zum Fotografieren ein Traum, ein wunderschönes Motiv nach dem anderen. 🙂

Fotos Iguazu Wasserfälle Brasilien:

Nachdem mir noch etwas Zeit blieb, besuchte ich im Anschluss noch den Vogelpark, der sich mehr oder weniger gegenüber des Einganges der Wasserfälle befindet. Ich habe mir nicht viel erwartet und wurde ehrlich gesagt überrascht. Wirklich viele Vögel, auch solche die ich noch nie gesehen hatte, also nicht einmal auf Bildern. Die Tiere werden auch, so es in Gefangenschaft eben geht, wirklich gut gehalten. Der Besuch zahlt sich also absolut aus.

Fotos Vogelpark:

Am Tag darauf machte ich mich dann auf, die argentinische Seite zu bestaunen. Das wäre zwar auch mit dem öffentlichen Bus möglich gewesen, ist aber ziemlich zeitaufwendig und kompliziert. Ich ließ mir daher von meiner Unterkunft ein Shuttle-Taxi organisieren. Für umgerechnet € 12 kann man sich das schon leisten. 😉 In der Früh ging es mit einem kleinen Bus also los Richtung Argentinien. Spannend war, sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise, der Grenzübertritt. Der Busfahrer sammelte alle Reisepässe ein, verschwand für 15 Minuten, kam zurück und gab uns unsere Pässe zurück, in denen wir nun den argentinischen Stempel fanden. Dann fuhren wir einfach über die Grenze. Niemand von beiden Seiten hatte kontrolliert, ob auch die im Bus sitzenden Menschen zu den Pässen passen…. Spannend! 🙂
Die argentinische Seite ist vom Panorama her etwas anders als die brasilianische, auf jeden Fall gibt es wesentlich mehr zum Wandern. Man ist eigentlich den ganzen Tag unterwegs. Auch hier sind die Nasenbären deine Freunde, vor allem wenn du etwas zu Essen mit hast. 🙂 Es steht zwar überall angeschrieben, dass man sie keinesfalls füttern sollte. Aber leider, wie immer, halten sich nicht alle daran. Das Highlight der argentinischen Seite ist die Plattform über dem „Garganta del Diablo“.
Man steht direkt dort wo sich die Wassermassen des größten Wasserfalls von Iguazu hinunterstürzen. Alleine das Rauschen und Donnern des Wassers ist gewaltig. Diesen wunderschönen Tag ließ ich dann mit ein paar Bierchen mit Franzosen, die ich an diesem Tag kennengelernt hatte, ausklingen.

Fotos Iguazu Argentinien:

Am nächsten Tag hieß es schon wieder früh aufstehen, um den Flieger nach Rio de Janeiro zu erwischen. War aber wie immer kein Problem. Diesmal war der Flug auch pünktlich.

Rio de Janeiro ist jetzt so eine Sache….. Bereits in Indonesien hat mir ein Tauchfreund erzählt, wie er in Rio ausgeraubt worden ist. Er hatte nicht viel dabei und so nahm ihm der Räuber seine Hose. Da stand er nun ohne Geld in der Unterhose irgendwo in Rio. 🙂 Die Sache ist gut ausgegangen, leider passiert aber auch häufig mehr. Anfang 2018 holte die Stadt das Militär zu Hilfe, da die Polizei scheinbar überfordert war. Nachdem mich noch der Besitzer meiner Unterkunft in Iguazu eindringlich gewarnt hatte, und ich dann blöderweise auch noch im Internet über Sicherheit in dieser Stadt geforscht hatte, überkam mich ein wirklich ungutes Gefühl.
Die traurigste Geschichte, die ich im Internet gefunden hatte, ist die eines brasilianischen Ehepaars, das ihre Tochter besuchen wollte. Sie gaben die Adresse ins Navigationssystem ein. Leider gibt es die Straße in die sie wollten zweimal: einmal in einer netten Gegend und einmal in einer der gefährlichsten Favelas. Das Navi führte sie in die falsche Straße. Sie wurden von Ganoven beschossen, die Frau starb, der Mann überlebte schwer verletzt.
Nach all diesen Geschichten überlegte ich mir am ersten Abend allen Ernstes, ob ich es wagen könne im Dunkeln die 150 Meter bis zum nächsten Restaurant zu gehen, um etwas zu Essen. Ich habe es gemacht und es war auch kein Problem. Und nach einem Tag erkennt man auch, dass es, solange man sich in der richtigen Gegend aufhält, nicht wirklich schlimm ist. Also es ist nicht so, dass du sofort an jeder Ecke überfallen wirst. Grundsätzlich nach meiner Internetrecherche und lokalen Empfehlungen sollte man folgende Sicherheitsregeln beachten:

  • Du solltest immer wissen, wo Du Dich befindest.
  • Versuche nicht auszusehen wie ein typischer Tourist. Vor allem trage keinen Schmuck oder sonstige Sachen an Dir, die zeigen, dass Du Geld hast. Und dabei solltest Du noch daran denken, dass ein einfacher Arbeiter in Brasilien € 50 im Monat verdient. Das heißt, was für Dich keinen Wert hat, kann dort von sehr großem Wert sein.
  • Habe immer etwas Bargeld bei Dir, das Du bei einem Überfall aushändigen kannst. Räuber reagieren eher ungehalten auf die Aussage „Ich habe nichts“. Das heißt falls sie Dich überhaupt verstehen.
  • Solltest Du wirklich überfallen werden, spiele nicht den Helden, verhalte dich passiv und gib alles her was Du hast. Zur Not auch die Unterhose.

Nachdem ich also todesmutig etwas gegessen und die erste Nacht in Rio verbracht hatte, machte ich mich auf, die Gegend zu erkunden. Mein Hotel lag direkt am Copacabana Strand. Leider waren nicht viele Bikini-Mädchen zu sehen, in Brasilien ist um diese Zeit Winter. 🙂 Das schaut so aus, dass es zwar um die 20 Grad warm ist, es aber ziemlich viel regnet. Von meinen sieben Tagen waren nur zwei Tage schön, an den restlichen Tagen hatte es auch teilweise heftig geregnet. Trotzdem war der Spaziergang am Strand nett. Wobei ja eher Wanderung, der Strand ist nämlich 4 Kilometer lang. Zusätzlich besuchte ich auch noch den Nachbarstrand von Ipanema. Das war dann auch für den ersten Tag mal genug. 🙂

Am zweiten Tag machte ich mich zur ersten großen Sehenswürdigkeit auf: die große und bekannte Christus Statue, „Christus Redentor“ (Christus der Erlöser), die über Rio thront. Sie ist beachtliche 30 Meter hoch. Mit einem Minibus fuhr ich direkt vom Strand an der Copacabana zu der Statue. Die Aussicht von da oben ist ziemlich sehenswert. Man hat einen super Rundumblick. Auch der Zuckerhut ist von hier gut sehen. Wenn man direkt unter der Staute steht ist das schon sehr beeindruckend. Selbstredend: ich war da oben nicht der Einzige. Alle Touristen wollen dort hinauf, ich konnte nur erahnen, wie es sich hier im Sommer abspielen müsste.
Am nächsten Tag fuhr ich mit der U-Bahn ins Stadtzentrum, um wiedermal an einer Free Tour teilzunehmen. Die Innenstadt ist wirklich sehenswert. Der Tourguide  war super kompetent und wusste allerhand zu erzählen. Die Tour endete an der „Escaderia de Selaròn“, der wohl berühmtesten Treppe der Welt. Ihren Namen erhielt die Treppe durch ihren Erschaffer Jorge Selarón. Mit dieser Arbeit wollte der ursprünglich aus Chile stammende Künstler seiner Wahlheimat Brasilien ein Denkmal setzen. Die Ecaderia de Selarón besteht aus über 250 Stufen. Die Treppe verziert ein Mosaik aus Fliesen, das hauptsächlich aus den Farben Grün, Gelb und Blau besteht und somit ein Tribut an die brasilianische Flagge darstellen soll. Außerdem erinnern einige der Kacheln an bekannte Persönlichkeiten Brasiliens wie zum Beispiel berühmte Sportler, Künstler oder Musiker.
Selarón starb 2013 unter mysteriösen Umständen. Er wurde Tod an seiner Treppe gefunden.

Am selben Tag machte ich mit demselben Free Tour- Veranstalter noch eine abendliche Lokaltour. Außer mir waren noch ein belgisches Pärchen und vier junge Franzosen mit dabei. Das Ziel der Franzosen war scheinbar möglichst schnell und möglichst viel zu trinken, nach der Hälfte der Tour mussten wir ohne sie weitermachen. 🙂 Wir verkosteten einige Caipirinhas und in einem Lokal wurde uns gezeigt, wie man Cachaça herstellt, die wichtigste Zutat des Caipirinhas. Cachaça ist ein klarer Schnaps, der aus Zuckerrohr gebrannt wird. Teil der Tour war dann auch noch ein Trinkspiel. Jeder musste zwei Eigenschaften über sich preisgeben, eine wahre und eine falsche, die anderen mussten raten. Wer falsch getippt hatte, musste einen Schnaps, natürlich einen Cachaça, trinken. Wir spielten bis die Flasche leer war. Eigentlich dachte ich, dass ich schon zu alt für solche Spiele bin, aber es war super lustig! 🙂
Den Abschluss machten wir dann in einer brasilianischen Samba Bar. Die Musiker die dort spielten waren wirklich großartig. Ich blieb noch eine ganze Weile und um circa drei Uhr morgens fuhr ich mit dem Taxi zurück ins Hotel.
Am Tag darauf war ich etwas angeschlagen, aber ich freute mich trotzdem auf den Höhepunkt des Tages. Denn was muss man machen, wenn man schon in Brasilien ist? Natürlich ein Fußballspiel anschauen!  Vom Hotel wurde eine Tour zum Spiel  –  Fluminense gegen Bahia –  angeboten, ein Meisterschaftsspiel der höchsten brasilianischen Liga. Und das Ganze noch dazu im Maracanã Stadion. Heute ist es nur mehr für circa 75 000 Zuschauer zugelassen, bei seiner Eröffnung 1950 durften über 200 000 Zuschauer ins Stadion. Das Spiel war super spannend. Bahia war zwar etwas besser aber das Spiel endete schließlich 1:1.
Unser Guide hatte auch noch eine super Geschichte auf Lager, ob sie stimmt ist schwer zu sagen, aber man kann sich das durchaus vorstellen. Im WM-Halbfinale 2014 besiegte Deutschland die Mannschaft von Brasilien mit 1:7. Das war für Brasilien natürlich eine Katastrophe und man sollte dieses Thema dort besser nicht ansprechen. Auf jeden Fall erzählte unser Guide, dass er auch ziemlich verzweifelt das Match zu Hause vor seinem Fernseher verfolgte. Beim Stand von 1:6 hörte er plötzlich mehrere Schüsse in der Nachbarwohnung. Er rief sofort die Polizei, die daraufhin die Wohnung des Nachbarn stürmte. Sie fanden den Nachbarn weinend mit einer Pistole vor seinem brennenden Fernseher. Er konnte sich das Drama scheinbar nicht weiter anschauen. 🙂
Danach blieben mir noch zwei Tage und ich wollte eigentlich noch auf den Zuckerhut und in das Künstlerviertel Santa Teresa. Leider regnete es die zwei Tage aber fast durchgehend und somit blieb ich die meiste Zeit in meinem Hotel, bearbeitete meine Fotos und schrieb an meinen Reiseberichten.
Dann ging es auch schon wieder zum Flughafen und die nächste Etappe meiner Reise sollte beginnen. Auf in die USA. Der Flug nach Los Angeles mit Zwischenlandung in Bogota sollte lang werden……..

Fotos Rio de Janeiro:

4 thoughts on “Brasilien | Iguazu & Rio de Janeiro

  1. Hallo Harald
    Deine Reiseberichte sind immer wieder toll.
    Freut mich das ich einen Teil deiner Reise begleiten durfte, auch in Rio 😉

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